Prof. Dr. Herman Johan Selderhuis
Ehrenpromotion 2025 der Theologischen und Religionswissenschaftlichen Fakultät
Die Theologische und Religionswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde eines Doktors ehrenhalber an Professor Dr. Herman Johan Selderhuis von der Theologischen Universität Apeldoorn. Seine Forschung zu Johannes Calvin positioniert ihn als führenden Experten für die Geschichte des reformierten Protestantismus. Als der Initiator des Reformation Research Consortiums steht er für die internationale und interdisziplinäre Erforschung des frühneuzeitlichen Christentums.

Prof. Dr. Herman Johan Selderhuis studierte an der Theologischen Universität Apeldoorn von 1980 bis 1987 Evangelische Theologie und war anschliessend zehn Jahre lang als reformierter Pfarrer in den Niederlanden tätig. 1994 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Theologie mit einer Untersuchung zu Ehe und Ehescheidung beim Strassburger Reformator Martin Bucer; seine Studie wurde nach ihrer Veröffentlichung aus dem Niederländischen ins Englische übersetzt. Seit 1997 Professor für Kirchengeschichte und Kirchenrecht an seiner Alma Mater Apeldoorn, entwickelte Selderhuis schnell Ansätze einer grenzüberschreitenden Reformationshistoriographie. So amtierte er von 2010 bis 2017 als Wissenschaftlicher Kurator der Johannes-a-Lasco-Bibliothek in Emden in Deutschland, ist Präsident der European Academy of Religion und Herausgeber einschlägiger Schriftenreihen in mehreren Sprachen und Ländern.
Selderhuis ist nicht nur durch eine in mehrere Sprachen übersetzte Biographie ausgewiesener Experte für Leben und Werk des Genfer Reformators Johannes Calvin. Das von ihm bei Mohr Siebeck herausgegebene Calvin-Handbuch prägt durch seine englische Übersetzung auch die internationale Forschung. Vor allem aber steht er für den wohl wichtigsten Aufbruch der reformationsgeschichtlichen Forschung der letzten fünfzig Jahre: Er ist Initiator des Reformation Research Consortiums (REFORC), eines europäischen Netzwerks von Forschungseinrichtungen, Fachgesellschaften und Einzelpersonen auf dem Gebiet der Reformationsforschung im breitesten Sinne.
REFORC wurde 2010 gegründet als die akademische Abteilung innerhalb der Plattform Refo500. Das Netzwerk vereint Forschende verschiedenster akademischer Disziplinen aus praktisch allen europäischen Ländern. Seit 2011 veranstaltet REFORC einen Jahreskongress an wechselnden Orten Europas – der erste davon war in Zürich, denn das hiesige Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte ist Gründungsmitglied bei REFORC. Inzwischen haben sich die Jahreskongresse zu Events mit 120–150 Teilnehmenden entwickelt; sie bieten neben den Plenarvorträgen etablierter Forschender auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs in Short Paper Sessions die Möglichkeit, sich zu präsentieren. REFORC gibt das Journal of Early Modern Christianity und mehrere Buchreihen heraus und verleiht jährlich Preise für herausragende Monographien und Konferenzvorträge.
All diese Entwicklungen hin zu einer Fach- und Ländergrenzen überschreitenden Vernetzung der Forschung mit Reformationsbezug sind nicht denkbar ohne das Engagement und die kontinuierliche Forschungsarbeit von Herman Selderhuis. Die Selbstverständlichkeit, mit der inzwischen die Reformation als europäisches Phänomen erforscht wird – und die damit deutlich gestiegene Aufmerksamkeit für die Bedeutung der Schweizer Reformation in diesem europäischen Phänomen –, ist zu einem guten Stück der Verdienst dieses reformierten Theologen.