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Prof. em. Dr. Elisabeth Gülich

Ehrenpromotion 2025 der Philosophischen Fakultät

Die Philosophische Fakultät der Universität Zürich verleiht die Würde einer Doktorin ehrenhalber an Elisabeth Gülich. Die Romanistin geniesst innerhalb und ausserhalb ihres Faches allerhöchstes Ansehen. Als besonders einflussreich hat sich ihre Forschung zum gesprochenen Französisch, zur Textlinguistik, zum mündlichen Alltagserzählen und zur Konversationsanalyse erwiesen. Ihre bahnbrechenden interdisziplinären Arbeiten zur medizinischen Kommunikation haben aufgezeigt, wie die linguistische Gesprächsforschung zur Diagnostik klinisch relevanter Krankheitsbilder beitragen kann.  

Prof. em. Dr. Elisabeth Gülich

Prof. em. Dr. Elisabeth Gülich (geb. 1937 in Kiel) studierte Französisch, Latein und Sport an den Universitäten Freiburg, Wien und Kiel und legte 1964 in Kiel das Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen ab. Anschliessend war sie wissenschaftliche Assistentin von Harald Weinrich am Romanischen Seminar der Universität Köln. Dort promovierte sie 1969 mit einer Dissertation zum gesprochenen Französisch. Danach wechselte sie mit Weinrich an die neu gegründete Universität Bielefeld, deren Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft von einer Kölner Arbeitsstelle aus vorbereitet und aufgebaut wurde. An dieser Fakultät wurde sie 1976 mit Arbeiten zur Erzählforschung habilitiert. 1979 bis 1981 war sie Professorin für Textlinguistik am Fachbereich Germanistik der Freien Universität Berlin. Von 1981 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2002 wirkte sie als Professorin für Romanistik/Linguistik an der Universität Bielefeld.  

Gastprofessuren führten sie an die Universitäten Lyon 2, Paris 8, Jyväskylä, Wien, Debrecen, Thessaloniki und Buenos Aires. Von 1984 bis 1992 war sie gewählte Fachgutachterin für Sprachwissenschaft bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft; auch für den Schweizerischen Nationalfonds war sie mehrfach als Gutachterin tätig. 

Ihre wichtigsten Schwerpunkte liegen in den Bereichen Gesprächsforschung und Erzählforschung und zeichnen sich vor allem durch empirische Datenerhebung in natürlichen Interaktionssituationen und durch eine interdisziplinäre Orientierung aus. Ein erstes grösseres empirisches Projekt in den späten 1980er/1990er Jahren mit einem Bielefelder Team über «Kontaktsituationen zwischen deutschen und französischen Sprechern» wurde entscheidend durch die Kooperation mit den Schweizer Forschungsprojekten zu Zweisprachigkeit und Zweitsprachenerwerb von Georges Lüdi (Basel) und Bernard Py (Neuchâtel) geprägt.  

Die Interdisziplinarität mit der Verbindung von Linguistik und Medizin trat ab Mitte der 1990er Jahre in den Vordergrund durch eine Kooperation mit dem Epilepsiezentrum Bethel (Peter Wolf, Martin Schöndienst), deren Grundlagen durch das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Projekt «Linguistische Differentialdiagnose epileptischer und anderer anfallsartiger Störungen» gelegt werden konnten. Nachhaltig gefördert wurde die Kooperation auch durch die Möglichkeiten, die das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld für die Durchführung von Arbeitsgemeinschaften und Forschungsgruppen bietet. So konnte zum Beispiel eine interdisziplinär und international zusammengesetzte «Kooperationsgruppe» im Jahr 2004 gemeinsam am ZiF über das Thema «Kommunikative Darstellung und klinische Repräsentation von Angst» arbeiten.  

In diesem interdisziplinären Forschungskontext standen auch Aufenthalte als Senior Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) in den Jahren 2010-2019, in denen es auch um Forschungen zur Traumanarrativierung und zu «Retold Stories» ging. 

Im Forschungsbereich der interdisziplinären Gesprächs- und Erzählforschung ist Elisabeth Gülich vielfach in Kooperationen mit KollegInnen an der Universität Zürich tätig gewesen: schon in den 1990er Jahren mit Brigitte Boothe (Psychologie), später anlässlich verschiedener Projekte mit Heiko Hausendorf (Germanistik), in jüngerer Zeit – nicht zuletzt auch durch die Gründung des Kompetenzzentrums «Language & Medicine» – mit Johannes Kabatek (Romanistik). Aktuell ist sie beteiligt an einem Projekt über psychiatrische Erkrankungen (Yvonne Ilg, Anke Maatz, Henrike Wiemer: «Drüber reden! Aber wie?») und einem Projekt der Romanischen Seminare Zürich und Freiburg über schriftliche und mündliche Erinnerungserzählungen im Zusammenhang mit Zwangsarbeit und Deportation in NS-Lagern (Thomas Klinkert, Stefan Pfänder: «Emergent Remembering II: Saying the Unsayable»).  

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